….zu schade für eine*n allein
Ein Treffen mit Workshops und Vorträgen zur einvernehmlichen Non-Monogamie
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23. bis 25. August (Fr-Sa)
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„Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, eine emotionale Bindung zu Menschen auszubilden, zu lieben, Liebe zu machen, sein Geschlecht auszudrücken, Familien zu gründen, in der Welt zu sein, Mensch zu sein.“(Dossie Easton, Janet Hardy)
Ein Wochenende, an dem einvernehmlich nicht-monogam lebende Menschen die Gelegenheit haben, über ihre nichtmonogame Praxis, Bedürfnisse und Lebensverhältnisse nachzudenken. Ausgehend von eigenen und fremden Lebenserfahrungen und Handlungsweisen, aber durchaus so, dass man systematisch und überindividuell über die eigene Befindlichkeit hinauskommt. Das Treffen soll keine wissenschaftliche Veranstaltung sein, aber dennoch den Geist herausfordern: Wahrnehmen, Vergleichen, Analysieren, Abstrahieren. Es geht nicht um Ratgeber-Atmosphäre („Wie überwinde ich endlich Eifersucht??“), sondern um eine Nachdenkkultur, die eine neue Lebensweise in ihren grundsätzlichen Orientierungen und ihrer Vielfalt stärken will. Damit langsam und zäh ein ganzer Lebenszusammenhang mit Begriffen, Handlungsweisen, Netzwerken und Strukturen entsteht, der in Zukunft non-monogames Leben tragen kann.
Der Schwerpunkt liegt dieses Jahr auf den sozialen Aspekten der einvernehmlichen Non-Monogamie: Non-Monogamie nicht als privates Einzelding, sondern in Bezug auf Gruppen, Gemeinschaften oder Gesellschaft.
Denn wir sind alle zu schade für eine*n allein …
Programm
Änderungen noch möglich
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(Es ist möglich, auch nur an der Freitagsveranstaltung teilzunehmen. Details unten.)
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Freitag, 23. 08. 2024
18h00
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Ankommen, Umschauen, Kennenlernen |
19h00Eröffnung |
Was geht?Wir eröffnen die Veranstaltung, stellen die Referenten vor und erzählen kurz, was wir vorhaben. Der Grill wird für die ersten Hungrigen schon geöffnet sein. |
19h30Abendprogramm |
Überraschungsaktion des Dritten OrtesWie immer wird keine Person wissen, was oder wer sie erwartet. Und wie immer rät Der Dritte Ort von einer Teilnahme ab. Aber es wird spannend. Und wer nicht teilnimmt, verpasst was. |
20h30
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Das Sommernacht-Mitbring-Buffett ist geöffnet. |
00h30
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Sommernacht-Ende – Schlafenszeit |
Samstag, 24. 08. 2024
Änderungen noch möglich!
Änderungen vorbehalten
10h30
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Ankommen, Essen, Trinken, Umschauen, Kennenlernen.
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11h00
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Gedanken zu gelingenden sexuellen GruppenerlebnissenGruppensex ist eine verbreitete sexuelle Phantasie. Das Wissen dazu ist aber rar. Selbst in sexuell nicht-monogamen Zusammenhängen wie BDSM oder Polyamorie bleibt Gruppensex und sinnliche Interaktion in Gruppen Glückssache und ein zufälliges Ereignis. Denunziation oder Mystifizierung gibt es viel, ein durch Praxis informiertes Nachdenken eher wenig. Der theoretische Workshop möchte ein kleiner Beitrag sein, dem etwas entgegen zu setzen. Seit langem ist es Moni ein Anliegen, systematisches Grundlagenwissen zusammenzutragen und verschiedene Aspekte von Gruppensex zu analysieren und zu konzeptualisieren, um so die Häufigkeit und das Gelingen von Gruppensex in sexuellen Subkulturen zu verbessern. Gegen Ende bietet der Workshop die Möglichkeit eine kleine Gruppensexphantasiereise zu erleben. Moni gehört seit vielen Jahren verschiedenen sexuellen Subkulturen an und hat einen besonderen Drang zu sexuellen Gruppenerlebnissen. Ansonsten: Philosophie- und kunstbegeistert, non-binär, Fachärzt_in für Psychiatrie und Psychotherapie, als weiße Frau gelesene Person, die Menschenrechte und die Menschenwürde als universelles Prinzip vertritt, Poe_tin und Yogini mit dem Namen Satyavati. |
11h00
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Einblicke in die kommunitäre Geschichte der Polyamory vor der PolyamoryWie baut man soziale Lebensformen für eine einvernehmliche nonmonogame Praxis auf? Das war eine Frage, die Sten Jahrzehnte beschäftigte. In den 70er Jahren lebte er für etwa drei Jahre in einer einflussreichen radikalen Kommune, die sich die Befreiung der Sexualität auf die Fahnen geschrieben hatte und einen utopischen – mehr noch: größenwahnsinnigen – Plan zu ihrer Verbreitung verfolgte. In der Alternativkultur der 80er Jahre baute er in Deutschland gemeinsam mit Dieter Duhm und anderen Gleichgesinnten das Projekt Bauhütte/MEIGA auf, das eine ökologische und soziale Lebensalternative kultivieren wollte, in der die „Freie Liebe“ eine zentrale Rolle spielt. In den 90ern initiierte Sten in den USA gemeinsam mit einem US-amerikanischen State Senator ein Netzwerk für alternative Kultur, Gemeinschaft und neue Beziehungsformen, das einige Überschneidungen mit der damals gerade erste entstehenden polyamoren Bewegung aufwies. Steffi redet mit Sten über die Geschichte der Polyamorie vor der Polyamorie. Sten beschäftigt sich seit 50 Jahren damit, alternative Weltsichten mit dem gesellschaftlichen Mainstream in Dialog zu bringen. Er wuchs in Schweden, Nepal und Afghanistan auf und bewegt sich in einem weltweit gespannten, kosmopolitischen Netz von Forscher_ínnen und Aktivist_innen für ein alternatives Weltverständnis. Sten ließ sich in der Kaktus-Wüste Arizonas Zeremonialmagie beibringen, traf sich mit russischen Diplomaten und der NASA, engagiert sich für ein Satellitenprojekt, verwaltet den Nachlass eines Wirbel-Forschers, brachte ein Projekt für Gesundheit und Selbstermächtigung von Frauen im ländlichen Nepal auf den Weg und schreibt Bücher, in denen er von seinen Unterhaltungen mit der Erde berichtet. Seine Website findet sich hier. Steffi ist die Salonnière der Werkstatt Dritter Ort in Köln, die sie 2015 gründete. |
13h00
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Freiheit & Selbstbestimmung, Solidarität & Liebe in sexpositiven GemeinschaftenSexpositive Gemeinschaften haben seit Jahrzehnten dabei geholfen, konsensuelle nicht-monogame Lebensweisen und Praktiken bekannter zu machen. Sie haben Wissen kultiviert und verbreitet. Sie sind Experimentierraum, Vernetzungsstelle und Modell zugleich. Einvernehmlichkeit bei nichtmonogamen Formen von Sex, Liebe und Partnerschaft geht nicht ohne Selbstbestimmung, Mitgefühl und Aufrichtigkeit. Doch selbst Gemeinschaften sind nicht vor Machtmissbrauch gefeit. Intimität schafft Vertrauen, aber auch Verletzlichkeit. Begeisterung erzeugt Fokus, aber bisweilen auch Scheuklappen. Die unorthodoxe Lebensweise und die Offenheit für unkonventionelle Sichtweisen auf Politik, Wissenschaft und Gesellschaft kann vom gesellschaftlichen Mainstream deutlich abweichen. Dies verlangt von den Mitgliedern bisweilen nicht nur Solidarität, sondern auch Loyalität, manchmal auch soziale Abgrenzung. Es droht die Gefahr eines geschlossenen Weltbildes und einer Abschottung gegenüber Kritik von außen und innen. Wie lebt es sich in diesem Spannungsfeld? Wie behält mensch seine Freude am Experiment und seine Offenheit? Wie geht man mit Ideologie und Anpassungsdruck um? Welche Erfahrungen konnten Gemeinschaften hier sammeln? Markus hat über 30 Jahre Erfahrung in sexpositiven Gemeinschaften und konsensueller Mehrfachbeziehung. Er studierte Soziologie, doch seine eigentliche Ausbildung hat er in Seminaren und Kommunen erhalten. Tantra, Spiritualität, Körperarbeit, Ontologie, all dies fließt in die Kurse und Coachings ein, die er anbietet. Seit 2022 ist er Geschäftsführer des Ökodorfs ZEGG. Mehr zu Markus an dieser Stelle. |
15h00
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Verschnaufen, Plaudern, Buffett aufsuchen, Essen jagen, Essen fassen |
16h00
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Kontingenz, Sinn und Schicksal in Liebe, Partnerschaft & Sex„Du bist vom selben Stern, weil dich die gleiche Stimme lenkt und du am gleichen Faden hängst, wie ich“ sangen Annette Humpe und Adel Tawil. In der Welt der romantischen Liebe spielt die Vorstellung, dass die Liebenden füreinander bestimmt sind, eine große Rolle: Aufgrund ihrer Seelenverwandtschaft, aufgrund des Schicksals, aufgrund einer höheren Weisheit. Zugleich ahnen wir, dass sowohl der Zufall als auch ein gezieltes Auswahlverhalten eine gewichtige Rolle dabei spielt, mit wem wir das Kopfkissen, die Haushaltskasse oder die Patientenverfügung teilen. Wer letzteres sogar im Plural tut, ist mit Zufall und Auswahl noch viel stärker konfrontiert. Doch raubt das nüchterne Nachdenken darüber unseren Begegnungen nicht den Zauber, ja sogar den Sinn? In diesem Workshop wollen wir uns gemeinsam einem solchen Nachdenken stellen. Dabei werden wir auch schauen, ob uns Schicksals- und Zufallsbegriffe aus anderen Kulturen helfen können, unsere kurz- und langfristigen Begegnungen zu verstehen und zu gestalten. Robert hat einen Doktortitel in der Philosophie und forscht über das Phänomen des Unpersönlichen. Julio beschäftigt sich sowohl aktivistisch als auch wissenschaftlich mit alternativen Lebensweisen. (Mehr erfährt man über ihn hier.) Beiden gemeinsam ist die Wertschätzung für polytheistische Kulturen und nicht-christlich geprägten Weltbildern. Zudem sind sie Gesellschafter der Handlungsgsellschaft Der Dritte Ort. |
16h00
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Nachdenken ist gut! Nachspüren aber auch! Deshalb hier unser Ausgleichstraining:Den Körper sinnlich erfahren. Lustvoll das eigene Becken entdecken. Neue Möglichkeiten erkunden. Erfüllteren und tieferen Sex erleben. All das winkt als Belohnung bei einer kundigen Beschäftigung mit unserem Beckenboden. Aber es gibt noch mehr: Sicherheit bei der Kontrolle von Blase und Darm. Entspannt Tanz, Sport und anderen körperlichen Tätigkeiten nachgehen zu können. Ein verkrampfter Beckenboden kann dagegen Ärger machen: Missempfindungen beim Sex, Erektionsschwierigkeiten, Krämpfe im Genital- und Analbereich, ungewollte Blasen- und Darmentleerung. Unser Sideevent wird mit einer kurzen Einführung und ein paar interessanten Übungen Einblicke dazu gewähren, was mit dem Beckenboden möglich ist.. Anita ist Physiotherapeutin und Beckenbodenspezialistin mit jahrelanger Erfahrung. Es ist ihr großes Ziel, die Themen Beckenboden, Sinnlichkeit und Sexualität zu enttabuisieren, wieder in Kontakt mit sich zu kommen und ein neues Gefühl der Körperlichkeit zu erlangen. Mehr zu ihrer Arbeit findet sich hier. |
17h45
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Das JA/NEIN-Spiel: Ein Nachmittag mit Sten LinnanderDas JA/NEIN-Spiel ist eine von Sten in den 80er Jahren entwickelte spontane Aktionskunst in der Gruppe. Durch wiederholte Veränderungen (ständiger Wechsel) und schöpferische (Selbst-)Verwirrung, versetzt sich die jeweilige Spielerin in einen Zustand des kreativen Flusses, so dass sich für sie unerwartete, bisweilen neue Quellen der eigenen Persönlichkeit oder des Leben selbst offenbaren können. Der Aktionsfluss wird zum puren Spaß, zu Kreativität, Unverschämtheit, Liebeserklärung, Kinderspiel, Austritt aus der eigenen Person, Furzhaftigkeit und violetter Langeweile. Absichtslosigkeit verdichtet sich zu spontanen Übersprungshandlungen, die auf einer freundlichen, fast höflichen und definitiv zivilen Haltung gegenüber dem Unbekannten beruhen. (Für alle Geschlechter offen.) Es ist schon etwas her, dass Sten eine solche Runde angeleitet hat, aber es ist zu schade, wenn diese Variante der Aktionskunst in Vergessenheit gerät. Infos zu Sten siehe oben. |
19h00
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veganes / vegetarisches Essen |
20h30
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Ein literaischer Streifzug durch dreitausend Jahre ErotikliteraturEva und Ulf halten auch die Darbringung obskuren Spezialwissens für eine Form sexueller Bildung und haben es sich zur Aufgabe gemacht, das Ganze vergnüglich zu gestalten. Reizbezirke ist eine eklektische Lesung quer durch die Liebes- und Erotikratgeber unserer Vorfahr_innen, inklusive Anmachtipps aus dem antiken Rom und Auszügen aus den besten erotischen Texten seit den alten Ägyptern. Dabei kann man sich nicht nur inspirieren lassen, sondern nebenbei auch noch etwas über Zeitgeist und sexuelle Kultur lernen. Ulf ist erfolgreicher Romanautor in den Bereichen Science Fiction, Krimi und Thriller. Er beschäftigt sich gerne mit den abwegigen Bereichen der menschlichen Psyche, wozu gelegentlich auch Sex und Sex History gehören. Hier findet man Infos über ihn und Bücher von ihm. Eva ist sie zertifizierte Hure und Grenzgängerin an den Schnittstellen diverser (nicht nur) sexueller Subkulturen. Sie schreibt auf mehreren Blogs über Tantra-Massage, nicht-monogame Beziehungsformen und sexuelle Kultur. Mehr zu Eva an dieser Stelle. |
Sonntag, 25. 08. 2024
Änderungen vorbehalten
Änderungen vorbehalten
10h30
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Kaffee, Tee und Essen am Buffet.
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11h30
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Tantramassage als soziale PraxisTantramassage ist seit ihrer Entstehung in der sexuellen Alternativkultur der späten 80er Jahre vielschichtig geblieben. Einerseits ist sie eine sexuelle Praktik. Andererseits entwickelte sie sich seit ihren Anfängen recht schnell in Richtung sexuelle Dienstleistung zum Gelderwerb: Entstanden in gemeinschaftlichen und nicht-monogamen Lebenszusammenhängen, nutzten Praktizierende diese Fertigkeit, um alternative Lebensmodelle finanziell auf- und auszubauen, bzw. um ihren Lebensunterhalt mit dieser Massagetätigkeit zu bestreiten. Gleichzeitig spülte die Massage sowohl fundiertes Berührungswissen sowie eine Befreiung von sexuellen Fixierungen, Reaktions- und Handlungsweisen in die alternative Szene und – über die Kommerzialisierung in Massageinstituten und Seminarangeboten – auch in die breitere Gesellschaft. Doch wie behauptet sich ihr gemeinschaftsorientiertes Erbe und ihr nicht-monogames Potenzial in einem Setting, das von marktwirtschaftlichen Strukturen ebenso durchsetzt ist wie vom Trend zu Wellness, Heilung und Selbstoptimierung? Eva hat Religionswissenschaften und Sinologie studiert. Seit über zehn Jahren ist sie zertifizierte Hure und Grenzgängerin an den Schnittstellen diverser (nicht nur) sexueller Subkulturen. Sie gibt hauptberuflich Tantra-Massagen und Berührungscoachings, schreibt auf mehreren Blogs über Tantra-Massage, nicht-monogame Beziehungsformen und sexuelle Kultur. Zudem hält sie Vorträge zu diesen Themen. Mehr zu Eva findet man hier.
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11h30
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Von der Freie Liebe Bewegung (1850–1920)Einvernehmliche Nonmonogamie hat eine Vielzahl von historischen Vorläufern. Eine davon ist die Freie Liebe Bewegung, die sich ab 1850 in Europa und Nordamerika ausbreitete. Sie befürwortete alle Formen von Liebe und wies die staatlich/kirchliche Einmischung in persönliche Beziehungen zurück. Zugleich war sie eng mit der Geschichte des frühen Feminismus verbunden sowie mit den damals entstehenden politischen Bewegungen des Anarchismus, Sozialismus, Liberalismus und Pazifismus. Wer waren Charles Fouriers, Victoria Woodhull, Emma Tross oder Émile Armand. Darüber wird Simon reden. Simon leitet seit 8 Jahren den Kölner Stammtisch für Polyamorie (mit 50 bis 90 Teilnehmer*innen) und vernetzt auch bundesweit die regionalen Treffpunkte/Stammtische miteinander. Darüber hinaus ist er auf steter Fährtensuche zur polyamoren Vorgeschichte.
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13h45
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Eine kurze Abschlussrunde. Dann der Griff zur Kaffeetasse oder zum kühlen Radler. |
14h30
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Wer Lust hat, kann dem Team beim Aufräumen helfen; oder kann abreisen; auf jeden Fall nicht: im Weg stehen. |
16h00
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Das Blaue Tor schließt |